Über unsere Stellung als Mensch in der Welt lassen sich verschiedene Aussagen, Umschreibungen oder Metaphern finden. Gerade im Zuge der anhaltenden Debatte und zunehmenden Verantwortung hinsichtlich des Klimawandels werden solidarische Gedanken, Sprüche durch alle möglichen Medien verbreitet.
Letztendlich sollen uns diese sagen, dass wir Teil eines großen Ganzen sind. Das sind wir tatsächlich. Wir Menschen gehören zu einer gemeinsamen Spezies, die zusammen einen Planeten bewohnt. Jed/r einzelne von uns ist als Erdbewohner/in Teil der Weltbevölkerung, einer globalen Gesellschaft sozusagen. Verlässt man die Ebene des Makrokosmos und begibt sich auf jene des Mikrokosmos, sind wir alle Mitglieder einer kleineren national und/oder kulturell geprägten Gesellschaft. Als Summe vieler Einzelteile tragen wir als Gemeinschaft ein gewisses Erscheinungsbild nach außen. So haben wir auch von anderen Gesellschaften, Ländern eine entsprechende Vorstellung oder Meinung, die wir uns aufgrund gewisser Aspekte bilden – im negativen wie auch im positiven Sinn. Demzufolge sollte sich jede Gemeinschaft die Frage stellen, wie sie auf andere wirken möchte. Wie sollen andere Gesellschaftsgruppen von uns denken? Mit welchen Werten sollen sie uns assoziieren?
Wollen wir als Gemeinschaft (!) bestimmte Menschengruppen absondern und damit auch entsprechende Werte, wie beispielsweise Toleranz, Gleichberechtigung und Vielfalt vernachlässigen? Welche Glaubenssätze wollen wir vertreten, leben? Diese Frage sollten wir uns als Gesellschaft wie natürlich auch als Einzelperson immer wieder stellen.
Länder wie Finnland, Schweden, Kanada werden von einigen anderen Bevölkerungsgruppen mehrheitlich bewundert, demnach als positives Beispiel gesehen. Was ist der Grund dafür? Weil sie inklusiver, offener, gerechter sind; weil sie Werte wie Chancengleichheit und Gleichberechtigung (u.a. im Bereich Bildung) anstreben, besonders was die Teilhabe von Menschen mit Behinderung anbelangt.
Leider scheint es uns als Land nicht zu gelingen - so wie es auch für den einzelnen Mensch oft schwierig ist - eigene Schwächen (ein) zu sehen und von anderen Konzepten etwas abzuschauen, geschwiege denn wertschätzen. Viele Länder haben bereits gute Modelle hervorgebracht und auch erfolgreich umgesetzt, ein paar dafür ganze Systeme verändert. Von ihnen könnten wir viel lernen. Innerhalb Deutschlands variieren beispielsweise die Bestrebungen hin zur Inklusion, da zum Beispiel im Bildungsbereich die einzelnen Bundesländer in ihrer Gesetzgebung autonom sind. So sind in Bayern die Strukturen und Rahmenbedingungen für eine inklusive Beschulung noch weniger fortschrittlich als jene Bundesländer im Norden Deutschlands. Hier könnte also schon eine verbesserte inländische Zusammenarbeit zu flächendeckend positiven und schnelleren Entwicklungsprozessen führen.
Doch offensichtlich verbleiben wir als Land oder Gesellschaft stillschweigend in unserer Komfortzone; schließlich müssten wir uns dann Fehler eingestehen oder gewohnte, fest gefahrene Sicht- und Handlungsweisen aufgeben. Veränderung kostet Kraft und erfordert zudem ein gewisses Maß an Selbstkritik und -reflexion. Warum sollte eine Situation verändert werden, wenn es (vermeintlich!) keine Kritikpunkte gibt? Sehen wir diese nicht oder wollen wir diese nicht sehen, indem wir sie uns nicht eingestehen? Wir sollten uns allmählich eine selbstkritische und -reflektierte Haltung wie auch angemessene Fehlerkultur aneignen; den Mut haben, uns Fehler einzugestehen und daraus neue innovative Lösungen zu suchen.
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