20 Der "i-Faktor"

Haben Sie schon mal etwas vom "i-Faktor" gehört? Ich auch nicht… bis vor Kurzem, als mir einer meiner Kollegen am Gang zum Klassenzimmer begegnete. Er war frustriert, da die meisten seiner Schüler:innen nicht mehr kamen – bestätigt den (teilweise nicht gerechtfertigten) Ruf einer typischen BV-Klasse. Die Berufsvorbereitung besuchen Schüler:innen, die noch keine Ausbildung haben oder diese aus bestimmten Gründen abgebrochen haben. JoA – Jugendliche ohne Ausbildung hießen diese Klassen früher und galten quasi als die „Assis“.

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19 Inklusion als Aufgabe der Politik

Wie in einem der vorherigen Kapitel erwähnt, sollte es die Aufgabe des Staates (oder Bundesandes) sein, die Inklusion voranzutreiben und entsprechende Maßnahmen finanziell zu fördern. 14 Jahre nach der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention versucht sich Deutschland immer noch schön aus der Sache raus zu reden und sich seiner Verantwortung zu entziehen. Der vor Kurzem veröffentlichte neue Staatenbericht der Vereinten Nationen dokumentiert eine zum Teil weit unzureichende Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderung in faktisch allen Lebensbereichen. 

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18 IQ vs. EQ

Menschen mit einer Behinderung besitzen (abgesehen von ihren intellektuellen Fähigkeiten) Eigenschaften, die besonders in Zeiten der künstlichen Intelligenz vernachlässigt werden und nicht durch Roboter ersetzt werden können. Es geht dabei um sozial-emotionale Kompetenzen, die sich zusammen als Emotionale Intelligenz, abgekürzt EQ, zusammengefasst werden können. Der EQ lässt sich im Vergleich zum IQ allerdings deutlich schwerer messen und als Wert darstellen. In der zwischenmenschlichen Begegnung Menschen können wir diese Qualität erfahren, wenn es zum Beispiel um die Reaktion einzelner Personen auf emotionale Befindlichkeiten ihrer Mitmenschen geht. Im Kontakt zu Menschen mit einer Beeinträchtigung habe ich häufig deren besonders großes Einfühlungsvermögen gespürt. Sie sind sehr feinfühlig und liebevoll, was die Befindlichkeit ihres Umfeldes anbelangt. Eine solche Begegnung kann persönlich sehr wohltuend und berührend sein.

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17 Warum sich Mut lohnt

In diesem Blog oder vorangegangenen Beiträgen wurde an mehreren Stellen die Begegnung als Voraussetzung oder sogar Notwendigkeit erwähnt, um die Inklusion insbesondere von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft zu etablieren. 

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16 Eine Frage der Gerechtigkeit

Die Frage der Inklusion ist im Grunde eine Frage der Gerechtigkeit und Chancengleichheit. Sollen oder wollen wir, dass alle Menschen unabhängig von ihren physischen, kognitiven und seelischen Voraussetzungen das gleiche Recht auf Teilhabe und somit die gleichen Zugangsmöglichkeiten in unserer Gesellschaft haben? Damit würde man dem Recht auf Inklusion allerdings noch nicht ausreichend gerecht werden; es geht nämlich nicht nur um die Teil-nahme von Menschen mit einer Beeinträchtigung, sondern auch um deren persönliche Entwicklung, deren „Teil-gabe“. Menschen mit einer Beeinträchtigung sollen nicht nur partizipieren - sei es in der Schule, Arbeit oder im privaten Leben, sondern auch ihre individuellen Fähigkeiten und Stärken einbringen können - davon haben sie nämlich genug, teilweise sogar besondere. Als Beispiel soll ein Mann im Rollstuhl nicht nur die Möglichkeit haben, an einer Versammlung physisch teilzunehmen; er soll auch aktiv seine Ideen, Vorschläge, Gedanken einbringen können.

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15 Die Gewohnheitsgesellschaft

Über unsere Stellung als Mensch in der Welt lassen sich verschiedene Aussagen, Umschreibungen oder Metaphern finden. Gerade im Zuge der anhaltenden Debatte und zunehmenden Verantwortung hinsichtlich des Klimawandels werden solidarische Gedanken, Sprüche durch alle möglichen Medien verbreitet.

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14 Der wert-lose Mensch

Neben dem zunehmenden und teilweise fragwürdigen Trend der Diagnostizierung (und damit auch Stigmatisierung) sowie der erwarteten Anpassung von Menschen mit einer - vermeintlichen oder tatsächlichen Beeinträchtigung in der Schule (das Gegenteil sollte der Fall sein!) sollte auch ein Blick auf den Menschen mit Behinderung im Berufsleben geworfen – sind denn diese dort aufzufinden? Sehr begrenzt würde ich sagen. Selbst nach der Einführung des neuen Bundesteilhabegesetzes, dass Menschen mit jeglicher Art von Behinderung und in allen Lebensbereichen die Teilhabe in der Gesellschaft erleichtern soll, bleibt ein Großteil jener Personen ausgeschlossen. Dies betrifft vor allem diejenigen mit einer geistigen Behinderung.

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13 Pathologisieren wir uns zu Tode?

Wenn ich unser Zeitalter, vor allem im gesellschaftlichen und insbesondere schulischen Kontext benennen sollte, dann würde ich dieses als Ära der menschlichen Pathologisierung bezeichnen. Wie ich darauf komme? Wer Kinder im schulpflichtigen Alter hat, weiß unter Umständen meine Gründe...

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12 Eine*r von 8 Milliarden (und noch mehr)

Im Zusammenhang mit dem Thema Inklusion wird zugleich auch meist vom Individuum gesprochen. Jeder Mensch ist individuell, etwas Besonderes - wie auch immer man dies interpretieren mag. Dennoch stimmt es - keine/r von uns ist gleich und jed/r einzig-artig.

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11 Vom Menschen aus denken

Kommen wir nochmal auf das Thema Barrierefreiheit zurück. Seit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention sollte diese ein zentrales Anliegen der Politik und nach mittlerweile über 14 Jahren flächendeckend gewährleistet sein; ist es aber nicht. Wirft man nämlich einen Blick zum nächstgelegenen Aufgang einer Kirche, Tabaktrafik oder eines Busses, ist schnell ersichtlich, dass Menschen mit Behinderung an vielen öffentlichen Plätzen der Eingang verwehrt wird. Natürlich kann man auch hier behaupten, ist dies nicht beabsichtigt. Solange Menschen nicht selbst betroffen sind oder einen beeinträchtigten Angehörigen begleitet, fällt es einem/r ja auch nicht unbedingt auf. Sollte man dann aber nicht trotzdem danach streben, die Teilhabe aller Menschen am Gemeinschaftsleben sicherzustellen?

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10 Scham macht lahm

So wie wir „normale“ Menschen uns vorzugsweise unter gleichgesinnten Personen aufhalten, verbleiben auch Menschen mit Behinderung häufig lieber in ihrer Peer-Group. Dies mag verschiedene Gründe haben. Dort können sie sich mit anderen identifizieren und werden (ohne sich großartig erklären zu müssen) angenommen, wie sie sind. Oft ist es ein Gefühl von Scham, was sie dazu bewegt oder besser gesagt nicht dazu bewegt, sich mit anderen Menschen vor allem nicht im öffentlichen Raum zu treffen.

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