Wie in einem der vorherigen Kapitel erwähnt, sollte es die Aufgabe des Staates (oder Bundesandes) sein, die Inklusion voranzutreiben und entsprechende Maßnahmen finanziell zu fördern. 14 Jahre nach der Unterzeichnung der Behindertenrechtskonvention versucht sich Deutschland immer noch schön aus der Sache raus zu reden und sich seiner Verantwortung zu entziehen. Der vor Kurzem veröffentlichte neue Staatenbericht der Vereinten Nationen dokumentiert eine zum Teil weit unzureichende Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderung in faktisch allen Lebensbereichen.
Im Hinblick auf den Fachkräfte- wie auch Lehrermangel, die erneut steigenden Flüchtlingszahlen und weitere nationale, zugleich globale Herausforderungen erwarte ich in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten keine großartigen Veränderungsprozesse seitens der Politik für eine verbesserte und fortschreitende Inklusion (momentan scheint sie in den meisten deutschen Bundesländern eher rückschrittig!). Die vermehrte Teilhabe und Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft mittels eines Top-down-Prozesses sehe ich als unrealistisch an.
Allerdings gibt es Hoffnung. Denn im Laufe der Jahre habe ich durch einzelne inklusive Projekte gesehen, dass es wir „kleinen“ Leute sind, die etwas bewirken müssen und auch können; je mehr Menschen sich zusammentun, vernetzen, desto größer ist der Wirkungsgrad. Wenn von „oben“ wenig Initiative kommt, muss (umso mehr) Druck von unten aufgebaut werden. Eine einzelne Person mag dies nicht schaffen, aber in einer Gruppe ist man stärker.
Nichtsdestotrotz beginnt jede Initiative bei einem selbst; wenn ein/e jede/r von uns sich für Inklusion entscheidet, dann werden wir als nächsten Schritt auch gleichgesinnte Personen aufsuchen und gemeinsam Ideen entwickeln. In welcher Form dies möglich ist und welche Initiativen es bereits gibt, habe und versuche ich auf den anderen Seiten dieser Homepage fortlaufend zu aktualisieren.
Diese Internetseite soll einerseits zur Information - sei es zum Thema Inklusion allgemein oder auch zu konkreten Projekten, Vereinen usw. dienen, andererseits auch eine Plattform zur Kommunikation und Interaktion, im besten Fall zur Netzwerkarbeit sein (oder noch werden). Neben Literaturempfehlungen, Podcasts, Videos und Veranstaltungstipps, können gerne Ideen, auch Wünsche und Anregungen mitgeteilt werden. Ich freue mich über eine direkte Kontaktaufnahme oder einen inhaltsbezogenen Kommentar, der jeweils unter den einzelnen Blogbeiträgen möglich ist.
Dennoch sind es die persönlichen Begegnungen, von denen jede einzelne uns als Gesellschaft einen weiteren Schritt hin zur Inklusion bringt. Die Vernetzung von gleichgesinnten, sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung bleibt dabei stets ein zentrales Instrument. Manche Menschen mit Behinderung sind weniger mobil; das Rausgehen, sich Treffen ist mit viel Aufwand verbunden (siehe Barrierefreiheit!). Andere trauen sich vielleicht auch nicht, sich unter viele Menschen und in persönlichen Kontakt mit ihnen zu begeben; die Nutzung digitaler Medien (die zum Teil auch weniger Barrieren als das öffentliche Leben darstellen) ermöglicht vielen einen leichteren Zugang zur Kommunikation mit anderen Personen, zur Information wie auch Mitbestimmung und Teilhabe. Aus diesem Grund und Gedanken heraus habe ich diese Webseite ins Leben gerufen... sie ermöglicht keine persönliche Begegnung, aber vielleicht den Impuls oder die nötige Überzeugung dafür. Das wäre mein Ziel. :-)
All meinen Texten, die ich hier veröffentliche, ist mein Appell - Begegnet einander! Vernetzt, bestärkt euch und handelt gemeinsam, zum Wohle und im Sinne vor allem jener Menschen, die in unserer Gesellschaft benachteiligt werden. Auch wenn wir erst noch die Erfahrung und Einsicht gewinnen müssen, Menschen mit Behinderung wertschätzend mit in unser "Boot" zu holen, dann ist dies der erste Schritt. Dann lernen wir Inklusion zu verstehen als einen wichtigen Entwicklungsprozess für eine Gesellschaft - für mehr Menschlichkeit, Partizipation und Chancengleichheit.
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